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Wohin am Wochenende? Andy Warhol in Dresden, Harry Hachmeister und DDR-Kunst in Leipzig

Autorenbild: Syl VieSyl Vie

Aktualisiert: 8. Mai 2023



Vor einigen Tagen erhielt ich eine Einladung zur Deutschlandpremiere der Ausstellung „Andy Warhol - Pop Art Identities“. Grundlegend bin ich eher der Museumsbesucher als der Multimediashowgänger, doch liegt in allem Neuen bekanntlich ein Zauber inne.


The only way out is in - der radikale wie rätselhafte Andy Warhol in Dresden

Was weiß ich über Andy Warhol? Ähnlich wie Stefan Sagmeister, der als Koryphäe der Grafikwelt Plattencover gestaltet hat, ging auch Andy Warhol diesen Weg. Angefangen mit einer Banane, die das Plattencover von „The Velvet Underground“ zierte, zogen seine Arbeiten ähnlich wie bei Sagmeister einen Künstler nach dem anderen an. Teile seiner Arbeit gibt es in der Ausstellung in Dresden zu sehen.


Ich verbinde ihn mit Dosen voller Suppe, die alle gleich aussehen. Und doch stellt sich die Frage, die übrigens auch die Ausstellung stellt - war Andy Warhol ein Künstler, ein guter Grafiker oder ein Marketingprofi, der wusste, wie er aus einem Objekt viele Objekte der Begierde schaffen konnte? Denn mit der Reproduzierbarkeit seiner Arbeiten war es möglich, sich einen Warhol mit nach Hause zu nehmen.


Was wusste ich noch nicht? Andy ist das Kinder tschechoslowakischer Einwanderer. Bei seinem Aufschlag in New York hatte er Geld für vier Monate in der Tasche. Sein Plan, in der Weltmetropole Fuß zu fassen, musste also aufgehen. Wie er das machte? Tagsüber war Andy für verschiedenste Modemagazine als Designer tätig, nachts startete er die Produktion seiner eigenen Reproduktionen als inoffizielle Arbeit.

"Ich bin Andy Warhol und ich kann jedes Objekt in ein Kunstwerk verwandeln."

Ein Galerist soll ihm einst auf den Kopf zugesagt haben, er hätte mit seiner Campbell-Dosen einfach nur Glück gehabt, denn er sei ein cleverer Marketingexperte. Der introvertierte Andy konterte, dass er Andy Warhol sei und schließlich jedes Objekt in ein Kunstwerk verwandeln könne.


Und so bearbeitete Andy aus einer Beobachtung heraus ein Objekt, das die Breite der Gesellschaft kaum besser auf den Punkte bringen könnte: die silberne Coca-Cola-Flasche. Er beobachte, wie einst die englische Queen eine trank, er beobachte, wie der Mann auf der Straße eine genoss - und doch zahlten beide den gleichen niedrigen Preis für ein und dasselbe Produkt, obwohl ihre Lebenswelten nicht weiter auseinander liegen könnten. Die „Silver Bottle“ entstand, sie findet sich als signiertes Objekt in der Ausstellung wider.



Auszüge seiner knallbunten Bildserien sind bis zum 12. Juli 2022 Dienstags-Sonntags in der Zeitenströmung in Dresden zu besichtigen, Tickets gibt es ab 14 EUR für Erwachsene.


Von Disko zu Disko - aber vorher noch in die Muckibude: Harry Hachmeister im MdbK

Ob Baustelle oder Fitnessstudio - Betrachter:innen können ihre eigene Fantasie spielen lassen, wenn es um die erste institutionelle Einzelausstellung von Harry Hachmeister im MdbK in Leipzig geht. Seine fotografischen Arbeiten erinnern an Terry Richardson, der frontal, stark belichtet und auf Retusche verzichtend vorging. Nur das „Onkel Terry“ es mit seiner Provokation irgendwann so übertrieb, das Magazine auf die Zusammenarbeit mit ihm verzichteten.


Harry arbeitete bis 2019 als Grit. Dem gebürtigen Leipziger (*1971) geht es um Transformation, Wandlungsprozess und die Flüchtigkeit des Moments - und sei es, jemandem unter den Rock zu schielen, weil man wissen möchte, was ein Mann so unter seinem Rock tragen mag. Er spielt mit Identitäten, Zuschreibungen, Geschlechtern und Körpern, die es mit Keramik-Hanteln zu bearbeiten gilt. Das Museum der bildenden Künste widmet ihm seit dem 3. Februar eine Einzelausstellung.



Harry Hachmeister. Von Disko zu Disko. Noch bis zum 8. Mai 2022 im MdbK in Leipzig


DDR-Kunst zum Mitreden: Der Bilderkosmos Leipzig

Einmal im MdbK lohnt sich ab dem 10. Februar der Gang durch das dritte Obergeschoss, dem das Museum Malerei und Plastik des 20. und 21. Jahrhunderts widmet - der Kunstschatz des Museums. Der "Bilderkosmos Leipzig" will zum diskutieren aufrufen und zeigt Kunst aus Leipzig der letzten 120 Jahre.


Eine Zeitreise in die Kunst der DDR, die auch Harry Hachmeister in Auszügen noch miterlebt haben dürfte. Seine Einschätzung als Wendekind zum Bilderkosmos Leipzig wäre in diesem Zusammenhang interessant.


Fotocredits: Andy Warhol 1-3, ©Sylvi Weidlich/Zeitenströmung Harry Hachmeister. Von Disko zu Disko, Ausstellungsimpression, ©Sophoa Kestin Franziska Holstein, Ohne Titel, 2012, Acryl, Öl auf Leinwand, ©VG Bild-Kunst Bonn, 2022




 
 
 

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