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Von der Designerin zur Keramikkünstlerin: Amanda Bartak über den Mut zum Neustart



Nach über 15 Jahren im klassischen Produkt- und Kommunikationsdesign hat Amanda Bartak einen neuen, stilleren Weg eingeschlagen: Sie widmet sich heute der Keramikkunst. In ihren reduzierten, zeitlosen Unikaten spiegelt sich nicht nur ihre tiefe Verbindung zur Natur, sondern auch ein bewusstes Arbeiten in Ruhe und Achtsamkeit. Im Interview spricht sie über ihren persönlichen Wandel, die Faszination für Ton und das Leben zwischen Atelier, Garten und Familie in Dresden.


Du hast lange als Produktdesignerin gearbeitet: Was hat dich zur Keramik geführt? Gab es einen Moment, in dem du gemerkt hast, jetzt wird alles anders?


Amanda Bartak: Ich bin Produktdesignerin und habe bei neongrau viel im Kommunikationsdesign gearbeitet. Ich habe mein Diplom im Bereich Porzellan gemacht, im Studium schon mit einer Porzellan-Manufaktur zusammengearbeitet und mich dort schon stark mit Gefäßen beschäftigt. Mir war klar: Ich fühle mich als Formgestalterin.


In der Burg Giebichenstein gab es früher den Studiengang Formgestaltung, der mich sehr stark inspirierte. Er entsprach meiner ganz ureigenen Art, wie ich mich selbst gesehen habe. Und das Kommunikationsdesign-Thema war für mich eine gute Möglichkeit, innerhalb der Designbranche Fuß zu fassen und meine Mutterschaft auszuleben. Gemeinsam mit meinen Kommilitonen das Designbüro neongrau aus der Taufe zu heben war unglaublich inspirierend.


Ich wusste jedoch schon immer, dass ich irgendwann den Rechner gegen die Keramik tauschen werde.


Nach der Corona-Zeit habe ich einen Monat Auszeit gemacht. Alleine, ohne Familie. Das hatte ich bis dato 15 Jahre lang nicht gemacht. Ich war immer Mittelpunkt der Familie und habe alle zusammengehalten. Und ich habe gesagt, nach dieser engen Corona-Zeit brauche ich mal einen Monat für mich allein. Ich muss mich mal wieder selbst spüren. Also bin ich für einen Monat in die Schweiz gegangen und habe dort als Working Guest in einer großen Gemeinschaft gelebt. Dort hatte ich eine Begegnung mit einer Künstlerin, die ungefähr 20 Jahre älter als ich ist. Sie hat mich zu sich in ihr kleines Zuhause eingeladen, wir haben zusammen Kaffee getrunken und geredet und es gab den Moment, da saß ich neben ihr und dachte, ich sitze neben mir, wenn ich alt bin. Das war ein ganz verrückter Moment, der ganz tief in mir verankert ist. Ich konnte ihn damals noch nicht lesen, aber ich habe ihn stark gespürt. Und dann hat das in mir gearbeitet. Also dieses künstlerische Ausdrücken, dass meine Arbeit auch Teil mit meinem Zuhause ist, so verschmilzt. Das ist nicht so dieses, ich fahre auf Arbeit und dann bin ich zu Hause, sondern so das im Ganzen zu leben, das fand ich sehr inspirierend.

Es war klar, dass ich mittel- bis langfristig etwas ändern möchte. Ich bin kein hektischer Typ, der sagt, ich muss morgen meine Zelte abbrechen. Ein halbes Jahr später habe ich dann gekündigt.


Ich wollte auf jeden Fall etwas Handwerkliches machen und es sollte in die Richtung Keramik gehen. Deswegen habe ich mir zwei Jahre lang eine Schaffensphase gegeben und mir mein gespartes Geld als Gehalt ausgezahlt, damit ich dort wirklich frei arbeiten kann. Mit dem Ergebnis, dass ich nach zwei Jahren weiß, wohin die Reise geht.



Wie viel Zeit ist jetzt schon um? 


Amanda Bartak: Im März waren die zwei Jahre um. Die Ausstellung “Liaison: Kunst trifft Design” im Werkraum der GEH8 war der Auftakt für diese Phase. 


Nach einem dreiviertel Jahr der Schaffensphase wusste ich dann, wo die Reise hingeht. Ich hatte einen sehr inspirativen Moment mit einer Dresdner Keramikkünstlerin, bei der ich vier Keramikkurse genommen habe. Bei ihr habe ich das erste Mal verstanden, dass es eben nicht nur Gebrauch in der Keramik als. Ich wollte nicht nur Tassen und Tellerchen mit einem Entwurf machen, den ich  und dann immer wieder reproduzieren muss. Aber ich kannte die andere Richtung noch nicht. Die Keramikkunst war mir völlig verschlossen. Sie hat mich hingeleitet und mir gezeigt, was da möglich ist. 


Deine Arbeiten wirken ruhig, fast meditativ. Was passiert in deinem Kopf, wenn du am Ton arbeitest? Eher denken oder eher fühlen?


Amanda Bartak: Nichts. Das ist eher frei. Ich mache Probeskizzen. Und dann gehe ich relativ schnell in den Ton und ich entwerfe auch beim Bauen selber. Die Arbeit im Designbüro läuft so ab, dass ich am Computer einen Entwurf ertelle und ich mir vorstelle, wie er mal “in echt” aussieht. Man entwirft immer in der Vorstellung. 


Jetzt entwerfe ich am Objekt und dafür bin ich, wie gesagt. Dafür habe ich Ruhe, bei mir läuft keine Musik oder ein Podcast. Ich arbeite mich da richtig frei. Dass mein Atelier in meinem Garten ist, ist kein Zufall. 

Und ich sage immer, in jedem Gefäß steckt dann auch ein Teil von mir drin. Wenn ich dasselbe Objekt einen Tag später gemacht hätte, würde es vielleicht anders aussehen. Der Ton ist unfassbar vielseitig, weil er adaptiv ist. Ich kann etwas anfügen und ich kann etwas wegnehmen. Bei Stein zum Beispiel kannst du nur wegnehmen.

Also wenn ich mich entscheiden muss, fühlen. Aber eigentlich ist in meinem Kopf eher Stille. 


Du experimentierst viel mit Tonarten, Farben und Temperaturen. Wann merkst du, dass ein Stück oder eine Arbeit wirklich deine ist?


Amanda Bartak: Das ist ein Prozess in den letzten zwei Jahren gewesen, in dem ich wieder zu mir selbst zurückgekommen bin. Mein Gefühl sagt mir, wann etwas fertig und stimmig ist. Dann lächelt mein Körper. 

Was war die letzte Arbeit, bei der du gedacht hast, genauso soll es sein?


Die Ausstellung in der GEH8 hat mich inspiriert, daraus ist etwas Neues entstanden. 


Ich habe mich noch mehr mit meinen schwarzen Grafik beschäftigt, ich wollte gerne die Grafik aus der Fläche in die dreidimensionale Keramik bringen. Dahinter steckt die Idee der Verschmelzung. Die Grundform eines Gefäßes kann oval sein, eine Acht oder sie kann aus Ringen bestehen. Dann habe ich eine ganz kleine Ebene weißen Ton aufgetragen, dann flüssige, schwarze Schlacke. Das ist ein Ton, den man mit Wasser ein bisschen aufrührt, fast ein bisschen wie Joghurt. 


Ich zeichne einen dreidimensionalen Raum.

Auf diese Kontur gebe ich dann diese schwarze Schlacke, lasse es anziehen und dann gehe ich mit der nächsten weißen Ebene darüber. Und damit habe ich im dreidimensionalen Raum gezeichnet. Das war unheimlich schön. Ich bin also nur auf der Fläche, ich zeichne einen dreidimensionalen Raum.




Gibt es noch weitere Pläne für die Zukunft? Du hast ja jetzt gesagt, die zwei Jahre sind jetzt um.


Amanda Bartak: Ja, also es gibt ganz viele Pläne.


Ich bin angetreten, um mit der Keramikkunst mein Geld zu verdienen. Ich will das hauptberuflich machen oder mache das auch schon. Ich habe viele Pläne und ich bin ja auch ein sehr strukturierter Mensch, also aktuell habe ich zwei Designpreise, auf die ich mich beworben habe.


Ich möchte meine Objekte zeigen und habe mich für einen Kunst-Keramikmarkt beworben, der im August stattfindet. Zudem hat mich letzte Woche ein Kunstmagazin angefragt, einen Fachbericht über mich zu schreiben. Für das Dresdner Zimmer werde ich eine Ausstellung im Japanischen Palais und in den Hellerauer Werkstätten mitgestalten. Aktuell sind meine Arbeiten bei der Werkschau zu sehen. 


Mein Vorwissen hilft mir hier selbst, mich selbst gut zu vermarkten. 


Weitere Infos unter https://amandabartak.com/






 
 
 

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