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Eros & Thanatos im Zaubergarten: Liam Floyd über die kuratorische Teamarbeit mit Lena Dobner, Teil 2

Autorenbild: Syl VieSyl Vie

Aktualisiert: 8. Mai 2023



Der angehende Kurator Liam Floyd half der zeitgenössischen Künstlerin Lena Dobner nicht nur bei ihrer Diplomarbeit: Schnell wird klar, dass beide gemeinsam ihren Weg in die Kunstwelt gehen werden. In einem ersten Beitrag sprach Liam mit Lena über ihre Arbeit Eros und Thanatos an der der HfbK Dresden. Im zweiten Teil stehen ihr Verhältnis zu Dresden, zu Ostdeutschland und ihre Lehre bei Ralf Kerbach im Fokus.



Lena, Du bist letzte Woche endgültig von Dresden nach Wien gezogen. Wie ist es für Dich mit

Dresden auf eine Art abzuschließen? Was wirst Du vermissen?


Es ist für mich noch etwas komisch und surreal, da ich erst gestern in Wien angekommen bin. Dadurch, dass ich die letzten Jahre eigentlich viel zwischen Wien und Dresden gependelt bin, werde ich Dresden nicht so sehr vermissen, da die Stadt immer noch in meinen Leben präsent ist. Allerdings werden mir mit Sicherheit die Nähe zu meinen dortigen Freunden und die unmittelbare Freiheit in der Kunsthochschule fehlen.


Kannst Du Dich noch daran erinnern, wie es war, nach Dresden zu ziehen? Hattest Du vorher schon einen Bezug zur Stadt? Und hattest Du in Nürnberg Erfahrungen mit Stigma gegenüber Ostdeutschland?


"Als ich Nürnberg verließ, hatte ich eher das Gefühl, ich ziehe nach Dresden und nicht nach Ostdeutschland."

Es war für mich sehr aufregend nach Dresden zu ziehen. Der Grund hierfür war tatsächlich mein

Professor, den ich zu meinen Mappengespräch kennen lernte.


Zuvor bin ich einmal mit meinen Vater nach Dresden gefahren. Ich war, schätze ich, 12 Jahre alt und sah dort das erste Mal die Kunsthochschule und sagte ihm: „Hier möchte ich studieren“. Um so stolzer war er, als ich

aufgenommen wurde. In Nürnberg - und ich habe den Eindruck allgemein in Westdeutschland - ist die Thematik Ost und West bei weitem nicht so präsent wie in Ostdeutschland. Erst durch das Kennenlernen neuer Kommilitonen und Freunden wurde mir bewusst, was für eine wichtige Rolle diese Thematik in Städten wie Dresden spielt. Als ich Nürnberg verließ, hatte ich eher das Gefühl, ich ziehe nach Dresden und nicht nach Ostdeutschland.


Dein Professor an der HfbK, Ralf Kerbach, kommt aus Dresden und hat zu DDR-Zeiten ebenfalls an der HfbK studiert. Hat sich das in seiner Lehre bemerkbar gemacht? Und wie groß schätzt Du den Einfluss von Ralf Kerbach auf Deine eigene Arbeit ein? Wie ist Dein Verhältnis zu ihm?


Dass Professor Ralf Kerbach für zwei Jahre an der HfBK studiert hatte, hat sich indem bemerkbar gemacht, als dass er teilweise traditionell die Lehre seines Professors Gerhard Kettner fortgesetzt hat. Beispielsweise haben wir jede Woche einmal Akt gezeichnet, um zu verstehen, was Räumlichkeit überhaupt ist, welche Tonstufen existieren und was passiert, wenn Flächen aufeinander treffen. Kettner war ein wunderbarer Zeichner. Manchmal erzählte uns Kerbach auch ab und zu von Studienkollegen oder auch sehr viel zur Geschichte des Hauses. In welchen Räumen waren die Zeichner und wie strukturierte sich damals die Lehre.


"Es war das erste Mal, dass ich für einen längeren Zeitraum nicht unter der Beobachtung von Kerbach gemalt habe. Dennoch konnte ich davon nicht loslassen."

Zu meiner Arbeit hat Kerbach einen immensen Beitrag geleistet! In der Malerei habe ich das vor allem in Wien in der Richter-Klasse gemerkt. Es war das erste Mal, dass ich für einen längeren Zeitraum nicht unter Kerbachs Beobachtung gemalt habe und ich merkte sehr, wie ich aber dennoch nicht davon losgelassen habe. Mein Verhältnis zu ihm ist fantastisch. Nicht nur als Künstlerin habe ich ihm viel zu verdanken sondern auch als Mensch, der meine Persönlichkeit noch mehr stärkte.


Das nächste gemeinsame Projekt von Liam und Lena ist die Gruppenausstellung Transit City in der städtischen Galerie OKO in Opava, Tschechien. Lena stellt dort zusammen mit einigen anderen Künstler*innen aus und Liam hat wieder einmal die ehrenvolle Aufgabe, kuratieren zu dürfen.


Transit City: 27. Jan - 27. April 2022, Galerie OKO, Opava, Tschechien


Liam Floyd Liam Floyd studiert Kunstgeschichte an der TU Dresden, arbeitet als freier Kurator und ist freier Mitarbeiter am Kunsthaus Dresden.


Lena Dobner Lena Dobner ist Künstlerin und studierte bis 2021 bei Ralf Kerbach an der HfbK Dresden und bei Daniel Richter an der AdbK Wien. Sie hat unter anderem im Kunsthaus Dahlem und der Kunstsammlung Hurrle ausgestellt und lebt und arbeitet in Dresden, Nürnberg und Wien.


Bildquellen: Headerbild @unsplash.com/@paulgbrs; Fotos Liam und Lena: Liam Flyod



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