Ob im Frühjahr oder Herbst: Mein Besuch der Alten Baumwollspinnerei gehört seit vielen Jahren zu meinen liebsten Kunstausflügen. Gut 1,5 Stunden je Fahrt braucht es mit, um nach Leipzig-Plagwitz zu fahren. Einst als Europas größte Spinnerei genutzt, beherbergt sie heute nationale und internationale Künstler*innen - der Leipziger Schule und darüber hinaus.
Fotografie, Installation, Malerei, Textil, Ton, Holz: die Abwechslung in den unterschiedlichsten Techniken inspiriert, während das Erkunden der Spinnerei jedes Mal aufs Neue einer Entdeckungstour gleicht. Manchmal fühle ich mich an meinen Besuch in New York erinnert, gerade beim Besuch der internationalen Künstler*innen und ihren Arbeiten. Wer mag, schnappt sich ein Glas Weißwein oder ein Stück selbstgebackenen Kuchen aus dem Spinnereicafé mule zu fairen Preisen und lässt sich durchs Getümmel treiben. Oder nimmt neben Neo Rauch auf einem der Biertischgarnituren Platz.
Besonders beeindruckt hat mich die Christian Holze mit seiner Arbeit Laokoon Reverse. In einer Transportkiste aus Holz fechtet darin kein Geringerer als Laokoon seinen Todeskampf aus. Die Vermutung, es handle sich bei der Arbeit um einen 3D-Druck, war falsch: Die Skulpturengruppe, die mich mit ihren genauen Details so fasziniert, ist aus Quarzsand gefertigt. Das eigentlich schmerzverzehrte Gesicht des Priesters Laokoon ist verdeckt. Er und seine Söhne werden von riesigen Schlangen angegriffen, die Athene und Poseidon entfesselten. Doch anders als bei der Arbeit, die im Vatikan zu sehen ist, werden die Angegriffenen komplett in Beschlag genommen und gehen fast unter in einem Gerangel aus Beinen und Schlangenkörpern, die keinen Anfang und kein Ende kennen. Der Kampf erscheint noch auswegloser, als er ohnehin schon ist.

Start des Spinnereirundgangs 2022 in Leipzig

Christian Holze, Laokoon Reverse

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Bilder: Sylvi Weidlich, Manuel Lenk
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